Sonntag, 18. August 2013

Duncan Taylor Mount Gay Distillery 2000 12 YO

Wieder einmal willkommen!

Heute kommt der zweite in diesem Jahr erschienene Rum aus der Mount Gay Distillery in Fassstärke. Die Rede ist vom Duncan Taylor Mount Gay 12 YO!

Zur Abfüllung:

Da der Run auf den Isla Del Ron Barbados (Mt. Gay) 12 YO und dessen Ausverkauf am Ende mich ein wenig überraschte, habe ich mich entschieden, dieses Review etwas schneller nachzuschieben als es ursprünglich geplant war. Alle Connaisseure die leer ausgingen bekommen nun hier die Antwort auf die nun vielleicht entstandene Frage: Ist dieser Rum eine geeignete Alternative zum IdR? Oder gibt es vielleicht gar keine? Von dieser Abfüllung gab es ganze 280 Flaschen. Beim Isla Del Ron waren es nur 215 Flaschen. Das muss zwar noch nichts beweisen, aber für mich schreit dieser Unterschied nach einer Verdünnung, welche per se nicht gleich schlecht ist, solange es der Rum auch verträgt. Aber geht man wirklich von einem Standard-Fass aus amerikanischer Weißeiche bei beiden Rums aus, dann wurde hier deutlich mehr aus dem Fass heraus gekitzelt. Beim Duncan Taylor West Indies Rum Distillery 25 YO und dem Duncan Taylor Enmore (Versailles) Distillery 27 YO hatte sich die Verdünnung nicht negativ bemerkbar gemacht. Doch frage ich mich im Nachhinein, wie die Rums dieser Serie in voller Stärke gewesen waren, bevor man sich zu diesem Schritt bewogen sah. Einen wirtschaftlichen Grund, nämlich die Senkung der Flaschenpreise, mag ich noch nicht in Betracht ziehen, aber ausschließen kann ich dies nicht. Viele Connaisseure sind nicht bereit mehr als 100€ - 120€ für eine Flasche Rum hinzublättern. Das kann man wunderbar an den noch vorhandenen (oder bis vor kurzem ausverkauften) Abfüllungen auf dem Markt erkennen, welche mindestens 3-4 Jahre auf dem Markt sind (oder es bis vor kurzem noch waren). Als Beispiel sei hier der Bristol Classic Rum Port Morant 1980 30 YO aus 2010 erwähnt, der erst dieses Jahr vom Importeur als ausverkauft gemeldet wurde. Der Preis dieser Abfüllung von John Barrett lag so um 140€. Ich erwarte keine allzu krassen Unterschiede zwischen dem Duncan Taylor und dem Isla Del Ron. Mehr Power als der Green Label Barbados 10 YO dürfte er auf jeden Fall aufweisen. Doch genug des Vorspiels. Rann ans Glas! 

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Verkostung Duncan Taylor Mount Gay Distillery 2000 12 YO:

Preis: Ich bekam mein 10cl Sample durch eine Flaschenteilung in der RumCommunity.de. Mein Dank geht an den Initiator der spontan entstandenen Teilung. ;)

Alter: Der Rum wurde im Juli des Jahres 2000 auf Barbados gebrannt. Nach seiner Überführung nach UK, und seiner dort abgesessenen Reifezeit, wurde er schließlich September des letzten Jahres abgefüllt. Das Alter beträgt somit offizielle 12 Jahre.

Alkoholstärke: Die Trinkstärke dieser Abfüllung wurde auf 53,7%vol. herabgesetzt. Der Isla del Ron Barbados (Mt. Gay) 12 YO hatte 61,6%vol. und besaß noch seine volle Fassstärke. Beide stammen aus 2000 und für mich aus demselben Batch, der nach UK ging. Damit ist dieser Rum in meinen Augen eindeutig verdünnt worden. Der Unterschied ist für mich durch einen anderen Lagerort im kühlen UK nicht zu erklären.

Destillationsverfahren: Keine Überraschung gibt es hier. Der Duncan Taylor stammt aus einer der Pot Stills der Mount Gay Distillery. Auch dies hat er mit dem Isla Del Ron gemein.

Farbe: Auch hier erstrahlt der Rum in tiefem Gold. Eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Isla Del Ron. Optisch kann ich sie nicht voneinander unterscheiden.

Viskosität: Ein dünner Film bildet sich auf der Glaswand. Nach einigen Sekunden beginnen sehr viele einzelne Tropfen nach unten zu fließen und bilden eine wunderschöne Schlierenbildung auf der Glaswand.

Nase: Der Rum durfte sehr lange Atmen. Ich bin überrascht. Mit 53,7%vol. besitzt dieser Rum eine sehr kraftvolle Nase. Eine starke Frucht schlägt mir entgegen. Deutlich erkenne ich Mango, Papayas, überreife Bananen und andere mir nicht näher bekannte exotische Früchte. Ganz schwache Mandeln garnieren das frische Marzipan, welches ich deutlich neben der Frucht wahrnehme. Ganz minimal erkenne ich auch Pfeffer und Kaffee. Je weiter man sich dem Glas entfernt, desto mehr kann man auch schwache Vanillearomen vom Fass riechen. Der DuncanTaylor steht dem Isla Del Ron in der Nase in nichts nach. Hier ist der Alkohol nicht ganz so kräftig, aber dennoch deutlich zu erkennen

Gaumen: Kurz jagt der Alkohol mit einem warmen Schauer über die Zunge, dicht gefolgt von milder Süße. Der Rum dringt bis in den letzten Mundwinkel. Wieder exotische Früchte, gepaart mit ganz dezenten Kaffeearomen und leckerem Marzipan. Wieder sind Mangos, Papayas und noch viel mehr Früchte dabei, die ich so nicht ganz identifizieren kann. Auch Mandeln sind hier enthalten. Der Alkohol ist nur zu Beginn kräftig und baut dann sehr schnell ab. Hier war der Isla Del Ron ein wenig feuriger. Was aber noch lange nicht heißt, das dieser Rum weichgespült ist! Leser des Blog wissen ja, das ich es gerne etwas kraftvoll mag. Nur zu Beginn blitzt seine volle Kraft auf, bevor sie den Aromen weicht. Auch Pfeffer und Muskatnuss kann ich schwach erkennen. Die Kaffeearomen, die ich beim Isla Del Ron noch nicht so wahrgenommen habe, sind wohl durch die Verdünnung etwas stärker in den Vordergrund gekommen. Lecker!

Abgang: Starke Fruchtaromen mit Marzipan bilden den Anfang. Während sie langsam abflauen gesellen sich Mandeln und Pfeffer hinzu. Kurz blitzen nun auch Kaffeearomen auf, bevor sie wieder der Frucht platz machen. Diese kann sich relativ lange am Gaumen halten. Mit extremen Rums aus Jamaika kann er zwar nicht beim Abgang konkurrieren, aber das muss er auch gar nicht. Ein wunderschöner Rum aus der Mount Gay Distillery. 

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Fazit: Dieser Rum ist in meinen Augen zwischen dem Cadenhead Green Label 10 YO und dem Isla Del Ron Barbados (Mount Gay) 12 YO anzusiedeln. Dieser war einfach top und wird so schnell nicht vom Thron zu stoßen sein. Ein würdiger Ersatz des ausverkauften Isla Del Ron ist er allemal. Einige Aromen, welche beim Isla Del Ron Barbados (Mount Gay) 12 YO stärker vorhanden waren, sind nun etwas schwächer geworden, z.B. die Fruchtaromen und die Kraft des Alkohols. Dagegen sind beim Duncan Taylor andere Aromen deutlich mehr zum Vorschein gekommen, wie z.B. die Kaffeearomen, welche ich beim Isla Del Ron nicht so klar und deutlich erkannt habe. In der Nase schenken sich beide Rums nicht viel. Man merkt schon die unterschiedlichen Trinkstärken ein wenig. Der Rum brennt nicht ganz so stark in der Nase. Der Unterschied ist am Gaumen aber am ehesten zu erkennen. Alle Connaisseure, welche wie ich den Isla Del Ron schon besitzen, brauchen diesen Rum nicht unbedingt. Alle Anderen, welche vom Ausverkauf mindestens genauso überrascht waren wie ich und außerdem keine Flasche mehr bekamen, sollten hier zugreifen, solange es den Rum noch gibt. Selbst bei 280 Flaschen möchte ich nicht meinen Hut darauf verwetten, das der Rum das Jahresende noch unbeschadet übersteht, sprich bis dahin auch noch verfügbar bleibt. Für diese Gruppe gebe ich also auch eine Kaufempfehlung ab. Der einzige Wermutstropfen meiner Empfehlung ist der Preis. Der Duncan Taylor ist gut 10€ teurer, als es der Isla Del Ron war. Auch ist die Trinkstärke knapp 8 Prozentpunkte geringer im Vergleich. Aber wie immer, muss der Connaisseur selbst entscheiden, ob er einen Rum unbedingt braucht oder nicht. Ich kann hier nur sagen, dass dieser Rum von der Qualität her gesehen, ein würdiger Vergleichskandidat ist, dem man eine Chance geben sollte. Ich hoffe dieses Review kommt nun rechtzeitiger, als es beim Isla Del Ron der Fall war, denn auch diese Abfüllung ist schon seit Anfang des Jahres auf dem Markt. Einen schönen Abend Euch allen und lasst es euch gut gehen! 

Marco

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