Sonntag, 5. Januar 2014

Bristol Classic Rum Versailles 1985 13 YO

Ein herzliches Hallo!

Erneut möchte ich euch einen Rum aus der ehemaligen britischen Kolonie Guyana näher bringen. Die Rede ist natürlich vom Bristol Classic Rum Versailles 13 YO aus dem Jahre 1998!

Zur Abfüllung:

Einem Demerara der also schon vor mehr als 15 Jahre veröffentlicht wurde. Zu Bristol Spirits Limited gibt es denke ich nicht mehr viel zu sagen. Befassen wir uns stattdessen mit der Abfüllung selbst. Es handelt sich um einen Demerara aus der Versailles Still. Damit ist keineswegs eine Brennerei in Frankreich gemeint, sondern die alte Versailles Zuckerrohrplantage in Guyana. Das Versailles Estate wurde vermutlich um 1978 aufgegeben, als man die Zuckerfabrik stilllegte. Ihre Pot Still wanderte aber schon früher zur Enmore Distillery. Die Einzelheiten kann man hier nachlesen. Dieser Rum wurde also schon in der Enmore Distillery gebrannt, die heute nur noch als Zuckerrohrplantage fungiert und auch schon lange keine Still mehr besitzt. Das Jahr 1985 hat schon einige berühmte Rums hervorgebracht. Dazu zählten auch zwei Rums von Berry Bros & Rudd und der vor fast genau einem Jahr erschienene Duncan Taylor Enmore (Versailles) 27 YO. Diese Abfüllungen waren der Inbegriff aller Rums aus der Versailles Still. Also quasi die pure Essenz der Still selbst. Was ist aber nun so besonders an dieser einen Brennblase? Die alte Versailles Still ist eine Single Wooden Pot Still, welche nicht zum Großteil aus Kupfer besteht, sondern aus Holz. Dieses gibt den dort destillierten Rums ein geradezu kräuteriges und geschmackvolles Profil. Leider wird auf der Flasche das Mark des Fasses nicht erwähnt. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses V.S.G. gewesen sein müsste. Schenken wir unsere Aufmerksamkeit nun dem Rum selbst.

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Verkostung Bristol Classic Rum Versailles 13 YO:

Preis: Diesen Rum erstand ich für 56€ ohne Versandspesen.

Alter: Das offizielle Alter wird mit 13 Jahren angegeben. Das Jahr der Destillation war 1985. Der Rum durfte dann bis 1998 im Fass verbleiben und wurde anschließend auf den europäischen Markt gebracht.

Alkoholstärke: Wieder die typische Trinkstärke von 46%vol. bei Bristol Spirits Limited.

Destillationsverfahren: Die Angabe Single Pot Still verrät einem Spirituosen-Kenner schon sehr viel. Die Angabe Versailles einem Kenner im Rum-Bereich, dass sich hier drin ein ganz besonderer Rum befindet.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem blassen Goldton. Er ist also relativ jung und frisch geblieben.

Viskosität: Kleine Schlieren fließen rasch zum Glasboden hinab. Viele winzige Perlen benetzen die Glaswand.


Nase: Wow. Der Rum ist sehr rauchig. Schnell erkenne ich die so sehr geliebten Kräuteraromen, welche ich schon beim Berrys Bros & Rudd Versailles Still 1985 und den Duncan Taylor Enmore 1985 geliebt habe. Thymian und andere frische Kräuter. Zuerst erinnert der Geruch doch ein wenig nach frischen Bleistiftspähnen. Aber dieser Eindruck verflüchtigt sich rasch. Auch feine Vanillearomen kann ich erkennen. Dieser alte Bristol ist wahrlich einzigartig. Die geringe Frucht in der Nase weist in meinen Augen auf eine geringe Reife im Fass hin. Aber die blasse Farbe deutete es ja bereits schon an.


Gaumen: Herb und doch fruchtig und süß. Ich schmecke Rauch, frische Kräuter, Blutorangen und ganz schwache Vanillearomen. Keine Geschmacksrichtung dominiert. Der Rum hat ein fast beinahe perfektes Gleichgewicht. Er schmeckt wie eine etwas schwächere Version des BB&R, natürlich ohne dessen Reife. An einen Rum in Fassstärke kommt dieser hier nicht heran, aber zur damaligen Zeit waren diese auch sehr selten und sie stammten fast nur von Cadenhead. Dieser Rum musste in Fassstärke wohl sehr frisch und bombastisch gewesen sein. Die Süße ist nur schwach, aber doch vorhanden. Der Alkohol macht sich durch ein leichtes Brennen bemerkbar. Der Rum ist schließlich auch nur 13 Jahre alt. Die Interaktion zwischen Rum und Fass hielten sich aber in Grenzen.

Abgang: Blutorange mit Kräutern garniert bilden den Anfang des Abgangs. Rasch darauf folgen rauchige Aromen und dunkle Gewürze. Langsam verblassen alle Eindrücke und hinterlassen einen leicht rauchigen Nachgeschmack im Mund, der sehr lange anhält. Ich empfinde den Abgang etwas trocken.

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Fazit: Was für ein Rum! Mit seinen ganz frühen Abfüllungen hatte Herr Barrett ein sehr glückliches Händchen, bzw. Nase. Jeden Rum, den ich aus der Ära 1998 – 2002 schon genießen durfte, war bisher von ausgezeichneter Qualität. Anscheinend hatte Herr Barrett noch freie Auswahl bei den Rumfässern. Damals gab es nicht so viele Veröffentlichungen im Rum-Bereich von den unabhängigen Abfüllern, wie es heute zum Beispiel der Fall ist. Diese Abfüllung kann es nicht ganz mit dem Berry Bros & Rudd Versailles Still 21 YO oder dem Duncan Taylor Enmore (Versailles) 27 YO aufnehmen. Aber ein solcher Vergleich wäre auch mehr als unfair. Dieser Rum kam ersten viel früher aus dem Fass und zweitens ist diese Abfüllung eigentlich schon lange vergriffen und gilt für mich zu einen der ersten Granaten aus der Versailles Still von 1985. Damals also quasi ein Vorbote dessen, was noch hätte kommen könnte und es ja schließlich später auch tatsächlich gab. Die jugendliche Frische nach selbst 13 Jahren sagt mir, dass dieses Fass den Rum auch noch länger hätte reifen lassen können, ohne ihn zu verhunzen oder gar zu einem Karamell-Kampfer-Monster zu verzerren. Ein wirklich sehr interessantes Stück flüssiger Rum-Geschichte, dass es auch verdient ausführlich und ausgiebig genossen zu werden. Für alles andere gibt’s billigen Wein, Bier und Korn. Ob der Rum mehr als jenseits der 70€ sein Geld wert wäre? Das bleibt jedem Connaisseur selbst überlassen. Ich bereue den Kauf nicht und betrachte es wieder einmal als Privileg ihn genießen zu dürfen. Sollten sie nach einer akribischen Suche im Internet auch einmal fündig werden und der Preis stimmen, dann zögern sie nicht. Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Sonntag!

Marco

Notation: It's a little late for christmas but I have a gift for our international readers. Enjoy it and a happy new year to all of you!.

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